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Ohne Sanktion und Druck- Jobcenter geht neuen Weg

Mit PRO AKTIV ist vor einem Jahr im Jobcenter Märkischer Kreis ein bisher einmaliges Projekt gestartet. Soziale Teilhabe, individuelle Lösungen und spezielle Beratungskonzepte für eine Zielgruppe, die zuvor oft durchs Raster fiel. Die Devise lautet: Weg vom Allgemeinen hin zum Individuellen. Hilfen geben, auch außerhalb der Grenzen und des Formalismus einer Behörde und freiwillige Teilnahme und Mitarbeit ohne Sanktionen.

Im Jahre 2018 startete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) den ersten Förderaufruf für das Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben - rehapro“. Das Jobcenter Märkischer Kreis bewarb sich im Zusammenschluss mit dem Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis und der Deutschen Rentenversicherung Westfalen als einer von 140 Bewerbern mit einem innovativen Projekt-Konzept. Der Verbund war erfolgreich, wurde für das Förderprogramm ausgewählt und ist nun das einzige Projekt in NRW, das in Gemeinschaft mit der DRV arbeitet.

Zielgruppe des Projektes PRO AKTIV sind Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. „Viele Menschen, die vom Jobcenter Leistungen erhalten sind ernstzunehmend krank. Zu krank, um allein für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Um vom System der gesetzlichen Rentenversicherung zu profitieren oder um alternative Sozialleistungen zu erhalten, müssen verschiedenste Voraussetzungen erfüllt sein. Ein Teil der Menschen, die Leistungen vom Jobcenter erhalten verfehlt diese Voraussetzungen nur knapp“ erklärt Simona Hansen, Sachgebietsleiterin für PRO AKTIV im Jobcenter Märkischer Kreis. Diese Personen sind theoretisch noch arbeitsfähig, aber den Ansprüchen von Arbeitgebern und vom Arbeitsmarkt können sie praktisch nicht genügen. Bisher gab es kein angemessenes Unterstützungsangebot, das dieser Gruppe von Arbeitslosen zur Seite gestellt werden konnte.

Kommt eine Kundin oder ein Kunde für PRO AKTIV in Frage, soll die Entscheidung zur Teilnahme und engen Zusammenarbeit bewusst fallen. Diese Wahl ist den Teilnehmenden völlig freigestellt, bei Ablehnung drohen weder Sanktionen, noch Leistungssperren. Und gerade diese Freiwilligkeit des Projektes und die Mitbestimmung durch den Kunden machen den Unterschied. „Die Teilnehmenden arbeiten aus eigener Motivation mit und das führt zu einer Einsatzbereitschaft und Hingabe, die über das übliche Maß hinausgeht,“ schildert Hansen.

Renate Holke, die zuständige Bereichsleiterin des Projektes, erklärt weiter: „Die Beratung, die Hilfen und die Angebote, die wir machen, sind an den jeweiligen Bedarfen der Teilnehmenden ausgerichtet, also vom Teilnehmenden aus gedacht. Wir möchten möglichst ganzheitliche Hilfen zur Selbsthilfe geben. Das kann auch mal so aussehen, dass wir Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe oder einem Sportverein herstellen, um in einem ersten Schritt die gesundheitliche Situation zu verbessern und die meist unfreiwillige Isolation der Teilnehmenden zu beenden.“

Norbert Gödecker-Geenen, der Projektleiter für PRO AKTIV der Deutschen Rentenversicherung Westfalen schildert die Projektziele aus Sicht der gesetzlichen Rentenversicherung: „Wir wollen die trägerübergreifende Kompetenz der Jobcenter und der Deutschen Rentenversicherung Westfalen in PRO AKTIV bündeln und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen eine umfassende Teilhabe ermöglichen. Übergeordnete Ziele sind dabei eine nachhaltige berufliche Integration sowie die aufeinander abgestimmte ganzheitliche Beratung und Leistungserbringung.“ Hierfür hat die Deutsche Rentenversicherung je eine Teilhabeberaterin bzw. einen Teilhabeberater in den beteiligten Jobcentern eingesetzt, die die Schnittstelle zur Deutschen Rentenversicherung Westfalen bilden.

Dabei erhält das Projekt auch wissenschaftliche Unterstützung. PRO AKTIV wird von einem Forschungsteam der Universität Duisburg-Essen begleitet. Dieses befragt die Teilnehmenden regelmäßig nach dem Eindruck der eigenen Entwicklung. Die so gesammelten Ergebnisse werden ausgewertet und fließen in die Projektgestaltung ein. PRO AKTIV lernt also durch die Rückmeldung der Teilnehmenden und wird somit zum dynamischen und lernenden System.Um die Hilfen zu leisten, bauen die Mitarbeitenden des Projektes PRO AKTIV ein umfängliches Netzwerk an Partnern aus dem medizinischen und sozialen Bereich auf. Das grundlegenden Ziel der lokalen und überregionalen Akteure: Langfristige Perspektiven geben, Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen und Wege in eine Beschäftigung bei einem Arbeitgeber aufzeigen.

Auch wenn Corona und der erste Lockdown im März 2020 den Start von PRO AKTIV sehr erschwerte, so beurteilt das Jobcenter Märkischer Kreis den bisherigen Projektverlauf als durchweg positiv. Aktuell hat das Programm 151 Teilnehmende kreisweit. Die freiwillige Bereitschaft zur Mitarbeit und zur Veränderung der eigenen Lebensumstände ist groß und so blicken die Verantwortlichen auch weiterhin zuversichtlich auf die weitere Entwicklung des Projektes.

Weitere Informationen zum Projekt PRO AKTIV und zum Bundesprogramm sind im Internet auf https://www.jobcenter-mk.de/proaktiv.html oder https://www.modellvorhaben-rehapro.de zu finden.

Pressesprecherin Jobcenter Märkischer Kreis

Frau Kötzsch
Friedrichstr. 59 - 61
58636 Iserlohn

Tel.: 02371 / 905 822
Fax: 02371 / 90 57 99
E-Mail: Jobcenter-MK.Pressestelle@jobcenter-ge.de

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